Im Altbayern steckt eine überaus große Lust am Darstellerischen, am Gesang, am Theater, an ebenso herzhafter wie rührsamer Bühnenkunst. Das Komödienspielen ist ihm eine Art Leidenschaft. Dabei findet man oft in kleinsten Bauerndörfern richtige Naturtalente, wie denn auch von den Bauernbühnen her manche Schauspieler kamen, die plötzlich allgemeinen Ruhm ernten sollten. Das Singen, Tanzen, Juchazn (Jauchzen) und Komödienspielen wurde von den Niederaichbachern von jeher geschätzt.
Der Eintrittspreis betrug 1958 für Erwachsene 1,50 DM und für Kinder 0,50 DM. Es folgten noch weitere Stücke, unter anderem das Stück Das Geheimnis vom Blutbuchenhof und s’Marterl am Auenberg. Getrübt wurde die Spielfreude etwas als der berühmte Bühnenstreit entbrannte. Der Sportverein und die Theatergruppe waren sich nicht über die Eigentumsrechte der Bühne einig. Da Spieler der Theatergruppe auch im Sportverein tätig waren, waren sie der Meinung, die Bühne gehöre auch dem Sportverein. Mitglieder der Theatergruppe waren nicht dieser Meinung, da sie offiziell vom Sportverein nur ein Darlehen bekommen hatten. Wie dem auch sei, die Theatergruppe bestand nur noch einige Zeit weiter und löste sich dann auf. Mit ihren Aufführungen hat diese Theatergruppe jedoch viel zur Freude und Belustigung der Niederaichbacher Bürger beigetragen.
Fotos und Text nach Aufzeichnungen des verstorbenen Dannenböck Michael Senior
Mitte der 30-iger Jahre kam das Laienspiel während und wohl auch gerade wegen der Glanzzeit des Hitler-Regimes, in dem Vereinigungen grundsätzlich nur in marschierenden Braunhemden oder Grauröcken Anerkennung fanden, immer mehr und mehr ins Hintertreffen und kam schließlich während der Kriegsjahre 1939-1945 gänzlich zum Erliegen. Die Spieler waren, wie damals der alte Schwaigervater sagte, ins Feld gezogen oder mussten ihre Freizeit anderen Interessen opfern.
Nach fast 6 Jahren Krieg lag die Wirtschaft Deutschlands am Boden, die Bevölkerung hungerte, viele hatten ihre Heimat, Hab und Gut verloren. Bayern war von amerikanischen Truppen besetzt, und wie ein Alpdruck lastete die Inflation. Und doch war es gerade die jüngere Generation die das sportliche und kulturelle Leben in den Dörfern und Gemeinden wieder erweckte. Diese Generation drängte sich aus der Nachkriegszeit – Resignation heraus, tummelte sich wieder auf Tanzböden und Sportplätzen, fand sich wieder in Vereinigungen zusammen und machte das Leben wieder lebenswert, soweit es die Umstände zuließen.
In Niederaichbach scharte Oberverwalter Bauer Burschen und Mädchen um sich, und bildete eine Theatergruppe, in der auch der erfahrene Spielleiter Hans Schwaiger nicht fehlte. Die alte Bühne, nun im Gasthaus Moosmüller, wurde repariert und ergänzt, der Maler Kricke, ein Flüchtling aus Breslau, übernahm das Bemalen der Bühne. Kulissen und Beleuchtung bastelte der Moosmüller Sepp zusammen.
Als Startstück wählte man 1947 s‘ Trauringl. Eine neue Theatergruppe war geboren. Die Rollen wurden mit der Hand abgeschrieben und an die einzelnen Spieler verteilt. Die Bestuhlung für den Saal lieh man sich bei den Wirten in Oberaichbach aus. Die Kapelle Violetta -Sepp Moosmüller, Richard Riedl und Hans Nachbar – sorgten vor der Aufführung und während der Pausen für musikalische Unterhaltung. Der Saal war bei jeder Aufführung zum Bersten voll. Sogar die Fensterbretter waren belegt. Das Stück fand so großen Anklang, dass es 2 mal aufgeführt werden musste und 1000 Reichsmark eingespielt wurden. Der Reinerlös des Stückes wurde der Gemeindekasse übergeben. Auch die weiteren Einnahmen wurden jeweils wie schon früher, gemeinnützig zur Verfügung gestellt.
Es wurden am Kriegerdenkmal in Niederaichbach 2 neue Gedenktafeln mit den Namen der im 2. Weltkrieg gefallenen angebracht. Das ganze Denkmal wurde abgeschliffen, und die Namen der im 1. Weltkrieg Gefallenen aufgefrischt. Mit der neu angebrachten Christbaumbeleuchtung beliefen sich die Kosten damals auf rund 1000 Mark. Die Theaterkasse wurde bald zum finanziellen Rückgrad der Vereine hier in Niederaichbach. Der Sportverein erhielt Beträge, die freiwillige Feuerwehr erhielt im Dezember 1952 zur Finanzierung der neuen Fahne 500,– DM, im März 1953 erhielt der Kriegerverein 400,– DM, und für die Reichersdorfer Kirche konnte ein neuer Beichtstuhl aus Theatergeldern finanziert werden.
Zahllose Theaterstücke wurden aufgeführt. Mit dem Stück Gehetztes Wild verabschiedete sich die Theatergruppe vom Moosmüllersaal im Jahr 1953. In den Jahren 1952-1953 wurde in Niederaichbach der Schlosssaal, mit 278 qm Größe, einer der größten und schönsten Säle im Umkreis, neu erstellt. Die Einweihung des Saales war 1953. Wunsch der Theatergruppe war es, in dem Saal eine Bühne einzubauen. Die Theatergruppe erklärte sich bereit die Finanzierung dieser Bühne zu übernehmen und der Sportverein stellte einen Betrag von 200,– DM als Darlehen zur Verfügung. Spielleiter bei den Theaterstücken in der Schlossschänke war Herr Bauer.
Die Fürstin stiftete das Holz, der Unterbau der Bühne wurde von Schreinermeister Schmalzl, der Bühnenaufbau von Schreinermeister Vohburger erstellt. Mit der Bemalung der Bühnenbilder wurde der Maler Hans Schlichter aus Schwatzkofen beauftragt. Die Beleuchtung installierte der Elektromeister Ebner aus Wörth. Schneider Hans Ehm nähte den Vorhang.
Mit dem Stück Teufelsjäger und Wildererkönig trat die Theatergruppe schließlich im Dezember 1953 erstmals auf der Bühne im Schlosssaal auf und hatte mit diesen Stücken einen Riesenerfolg. Dann folgte die Försterevi. In diesem Stück wirkten damals Hilde Rottach, Michael Dannenböck, Gerhard Schädlich, Hans Zehentbauer, Bruno Bauer, Rosa Ritzinger, Marianne von der Grün, Josef Ritzinger und Hans Ehm mit.
Unser Bayernland war von jeher ein theaterfreudiges Land. In vielen Gemeinden gibt es Gruppen, die in ihrer Freizeit Theater spielen. Auch in Niederaichbach huldigte man dem Theaterspiel. Schon vor dem ersten Weltkrieg wurde hier gespielt. Die Bühne befand sich damals im Saal des Brunnerwirtes, dem damaligen Gasthaus Kiefel. Spielleiter Schwaiger brachte die Gruppe nach dem 1. Weltkrieg wieder in Schwung und erzielte in den 20iger Jahren große Erfolge. Jeder in der Laienspielgruppe spielte unentgeltlich. Sämtliche Einnahmen kamen den verschiedensten Vereinen in Niederaichbach für gemeinnützige Zwecke zu Gute. Man hatte damals so gute Einspielergebnisse, dass in den Jahren 1920/1921 das in Niederaichbach stehende Kriegerdenkmal mit diesen Theatergeldern finanziert werden konnte.
Aufnahme aus dem Jahre 1930/31 vor der damaligen Tafernwirtschaft Brunner (jetziges Kiefel-Haus) als das Stück Die 3 Vagabunden aufgeführt wurde. Der Saal befand sich im 1. OG. Dort standen auch Betten für Handwerksburschen auf der Wanderschaft.
Foto: Therese Schmid