Von 1932 bis 1936 schrieb der Oberverwalter des Schlosses Herr Gröger eine Chronik über den Gutsbetrieb Niederaichbach. Handschriftlich mit Tinte geschrieben und mit zahlreichen, mit Liebe zum Detail gezeichneten Diagrammen versehen, gibt er einen Überblick während dieser Zeit über Witterung, Temperaturen, Niederschläge, Saatenstand, Anbau, tägliche Milchleistung, Löhne und Gehälter, An- und Verkauf und all die Arbeiten die auf dem Gutshof zu verrichten waren.
H. Gröger schreibt in der Einleitung:
Der Gutsbetrieb Niederaichbach besteht aus dem Hauptgut und dem Vorwerk Ahrain. Niederaichbach weist eine Fläche von 229,75 Tagwerk auf. Hinzu kommt das Vorwerk Ahrain mit 167,70 Tagwerk, somit beträgt die Gesamtfläche 397,45 Tagwerk. Außerdem gehören zum Besitz 717,25 Tagwerk Wald, welche durch das fürstl. Forstamt in Regensburg verwaltet wird. Niederaichbach ist von der Bezirksstadt Landshut 18 km entfernt. Zur Bahnstation (Vollbahn) sind es nach Station Wörth a Isar 2 1/2 km. Der Gutshof liegt an der Bezirksstraße Wörth a Isar – Vilsbiburg. Das Klima ist im allgemeinen als gemäßigt zu bezeichnen. Der höchste Punkt liegt 474 m über NN während die Grundstücke im Isartal nur 371 m über NN liegen.
Die Niederschlagsmenge beträgt 600 – 700 mm und zwar fallen die meisten Niederschläge während der 3 Hauptmonate Juni mit August. Nachtfröste sind in den Höhenlagen von geringer Bedeutung, dagegen bringen sie umsogrößeren Schaden im Isartal. Die Oberflächengestaltung auf dem Hauptgut ist außerordentlich bergig. Der Höhenrücken Wieselsberg mit ca. 100 Tagwerk Ackerland weist mehr oder weniger sandigen Lehm- bis schwersten Tonboden auf. Stellenweise kommt Waldboden mit Riesel und Geröll vor, wie solches sich größtenteils auf dem Weinberg und an den Abhängen (Koppeln) vorfindet.
Der letztgenannte Boden, welcher aus der Verwitterung des Gesteins hervorgeht, besitzt große Wasserdurchlässigkeit, die Folge davon ist starke Austrocknungs- und Notreifegefahr.
Die Grundstücke entlang der Isar weisen einen aus Geröllstücken mit Isarschlick und sandvermischten Boden auf. Durch die früheren Überschwemmungen der ungestümen Isar sind die Ablagerungen der mitgeführten Wasser an Schlick, Kies und Sand ungleich abgelagert worden und die große Ungleichheit in der Bodenzusammensetzung der Kulturflächen ist darauf zurückzuführen. Diese Böden sind daher als unfruchtbar zu bezeichnen. Das Vorwerk Ahrain liegt an der Staatsstraße Landshut – Plattling und ist etwa 5 km vom Hauptgut entfernt. Die Oberflächengestaltung ist eben. Der Boden ist mit Ausnahme kleiner Flächen durchweg Moosboden. Zur Entwässerung sind offene Abzugsgräben in 30 – 40 m Weitenentfernung gezogen……..
Monatlich kam der Milchkontrollbeamte aus Landshut um den Fettgehalt der Milch zu prüfen. Der Beitrag zum Zuchtverband betrug damals:
für 1 Kuh pro Jahr 1,– DM und für 1 Bullen pro Jahr 2,– DM. Die Verpflegungskosten für den Milchkontrollbeamten musste ebenfalls vom Gut aufgebracht werden. Der Milchpreis für „das Liter“ betrug damals rund 10 Pfennige. Der Kleinverkaufspreis der Milch lag bei 15 Pfennige pro Liter. Der Akkordlohn beim „Kartoffelklauben“ lag pro Korb (ca. 30 kg) bei 6 Pfennig und einer täglichen Arbeitszeit von 9 Stunden.
Zur Bewältigung der Zugarbeiten dienten im Jahre 1933 acht Ackerpferde, 4 Ochsen und 1 Traktor (Lanz-Bulldog). Etwa 30 Milchkühe, 30-35 Stück Jungvieh, 19 Zuchtsauen und eine entsprechende Anzahl Mast- und Jungschweine, Ferkel und Kleinvieh bildeten damals den Viehbestand. Da der anfallende Stallmist nicht einmal zur Düngung für die Hälfte der Hackfruchtflächen ausreichte, mussten noch Kunstdüngermittel beschafft werden. Die „Leuteverhältnisse“ waren als gut zu bezeichnen. Es wurden 6 ständige „Dieputatfamilien“, also Familien die am Gut mitarbeiteten und mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen zusätzlich entlohnt wurden und während den Hauptarbeitszeiten noch entsprechende Aushilfearbeiterinnen „gehalten“, wie man damals sagte.
Die Ernten brachten in den Jahren 1932 – 1936 oft keine hohen Erträge. Bedingt durch die teilweisen schlechten Bodenverhältnisse und durch Schädlinge wie Engerlinge und Rübenkäfer fielen die Ernten oft sehr schlecht aus. Die Eintragungen der Chronik enden plötzlich im Sommer 1936.