Die Schmiede in Niederaichbach besteht schon seit mehr als 400 Jahren. Als neue „Herrschaften“ im Schloss einzogen, brachten sie damals ihren eigenen Schmied mit. Vor über 400 Jahren kam so die Familie Zeiller nach Niederaichbach. Es handelte sich dabei um ein altes, ehrbares Bürgergeschlecht. Unten zu sehen ist das Wappen der Familie Zeiller.
An heutiger Stelle der Schmiede stand jahrhundertelang eine Schmiede aus Holz. Erst später wurde der Vorgängerbau durch einen soliden Steinbau ersetzt. Um 1900 arbeiteten Zeiller Anton, Zeiller Johann und Zeiller Martin dort als Schmiede.
Es wurden Pflüge geschmiedet, die Eisenteile der Wägen gefertigt, Eisstöcke und Wasserleitungen hergestellt, Brunnen “geschlagen”, Pferde und Ochsen beschlagen, Werkzeug repariert, eiserne Wagenreifen gefertigt und die Klauenpflege der Tiere wurde ebenfalls in der Schmiede durchgeführt. Eine Wasserleitung, die 1899 noch in Betrieb war, führte von Goldern ins Schloss Niederaichbach. Diese Wasserleitung wurde ebenfalls vom dorfansässigen Schmied gewartet und repariert.
Neben der Schmiede wurde auch das bäuerliche Anwesen von Bauer Anton, einem Neffen des Schmiedes bewirtschaftet. 1937 wurde Josef Zeiller als 17jähriger mit der Ausbildung als Schmied fertig. Zur damaligen Zeit arbeitete er noch 2 Jahre mit seinem Vater in der Schmiede. Obwohl Zeiller Josef in der Schmiede nicht zu entbehren war, wurde er mit 19 Jahren dienstverpflichtet und musste in Regensburg in einer Schiffswerft eine Umschulung zum Schlosser absolvieren. Dann wurde er eingezogen und musste in den Krieg. Nach Kriegsgefangenschaft kehrte er 1948 nach Niederaichbach zurück und übernahm die Schmiede. Damals arbeiteten noch ein Geselle und sein Vater in der Schmiede.
Früher gab es in jeder Ortschaft einen eigenen Schmied, da die Arbeiten des Schmiedes lebensnotwendig waren. Es gab in den umliegenden Dörfern wie Oberaichbach, Wolfsbach, Goldern, Niederviehbach, Wörth, Postau, Weng usw. jeweils einen dorfansässigen Schmied.
Über den Bach führte damals ein kleiner Steg, der sogenannte „Mesnersteg“, eine Abkürzung zur Nikolakirche und zur Schmiede. Die Kirchenglocken mussten jeden Tag um 05:00 Uhr morgens, um 12:00 Uhr mittags und abends um 18:00 Uhr geläutet werden.
Den Steg, den es bereits vor 100 Jahren gab, wurde von Josef Zeiller mit einer schweren Eisenkette versehen, damit der Steg bei Hochwasser nicht weggerissen wurde.
Einer der größten Auftraggeber des Schmiedes war das Wasserkraftwerk, das in den 50er Jahren erbaut wurde. Zahlreiche Wäschestangen, Handläufe, Fenstergitter und Wagenachsen sind heute noch in Niederaichbacher Haushalten zu finden. Zeiller Josef, der letzte Schmied, starb 2002. Sein Wohnhaus stand gleich gegenüber dem Steg, der über den Aichbach zur Schmiede führte.
Bis 1972 war die Schmiede in Betrieb, dann wurde sie geschlossen.